HypesRus – Chris Goertz im interview

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Was wäre die Sneakerszene nur ohne Blogger?

Sie bringen die ersten Bilder ins Web, beurteilen, loben und zerreißen Sneaker, bevor sie überhaupt erhältlich sind. Sie machen das Sneakerding erst richtig interessant. Doch wer steckt eigentlich hinter den vielen URLs? In unserem Blog-Feature steht uns in dieser Ausgabe das Blogger-Urgestein Chris Goertz von HypesRus Rede und Antwort.

Hey Chris, für diejenigen, die dich und deine Arbeit noch nicht kennen – Schande über ihr Haupt –, wer bist du und wo findet man dich überall online?

Mein Name ist Chris Goertz und mir gehören, neben diversen Projekten, in denen ich immer wieder Neues ausprobiere, die Blogs hypesRus.com, hypekids.net und beatsRus.com, welche ich seit Ende 2008, 2011 und 2012 mit meinen Leuten betreibe. Außerdem kümmere ich mich bei Sneaker Freaker Germany seit fast vier Jahren um den Online-Content und bin für diverse andere Unternehmen immer wieder auch als Dienstleister und Berater tätig.

Wann und wie bist du zum Bloggen gekommen?

Wenn du mir vor einigen Jahren erzählt hättest, dass wir heute dieses Interview führen werden, hätte ich dich bestimmt ungläubig angeschaut. Damals – nachdem ich u.a. als einer der ersten Redakteure beim Juice Magazin und anderen Medienunternehmen tätig war und parallel mein „Multimedia Arts [Hons]“-Bachelor- Studium abgeschlossen hatte – habe ich kleinen Unternehmen dabei geholfen, große und bekannte Unternehmen zu werden. Was teilweise auch recht gut gelang. Nach der Geburt meines Sohnes aber habe ich mich aber dann mehr auf ihn, als auf diese extrem anstrengende und auch schwierige Arbeit mit eben diesen Kunden konzentriert und dabei zugesehen, wie er aufwuchs. Was übrigens weitaus befriedigender war – rückwirkend betrachtet. Es ist leicht gesagt, aber man sollte im Leben schauen, dass man das tut, was einem wenigstens ein bisschen Spaß macht – und nicht für Typen arbeitet, mit denen man im echten Leben nicht einmal reden würde. Aber gut. Leicht gesagt in der heutigen Zeit. Meinen ersten Blog bekam ich dann bei einem großen Mailorder. Den Chef von MZEE.com kannte ich schon einige Jahre und habe ihm von Blogs etc. erzählt. Das Thema war schon auf der Liste und ich kam einfach nur zum rechten Zeitpunkt. Der Rest ist Geschichte. Durch das MZEE Blog konnte ich viele interessante Kontakte knüpfen und bin den Jungs in Lingen bzw. Berlin bis heute dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe. Sagen wir es mal mit den Worten einer Künstlerin, die ich sehr schätze: „Es wäre (heute) nichts so, wie es ist, wär’ es damals nicht gewesen, wie es war.“

Du hast mittlerweile ein ganze Reihe an interessanten Blogs, für die du schreibst, und damit auch ein großes Interessenfeld. Welche Themen finden sich alles auf deinen Blogs? Und wie entscheidest du, welche Themen du behandeln möchtest?

hypesRus.com ist Popkultur! Alles, was populär ist, alles was interessant, spannend oder gerade Thema ist. Bei uns findest du den neuesten Air Max 1 Colorway direkt neben den Infos zum kommenden „Star Wars“- Film und den gerade aktualisierten „Mac Book Air“- Modellen von Apple. Meine Jungs und ich durchforsten täglich mehrere Dutzend bekannte und unbekannte Seiten – immer auf der Suche nach DER guten News.

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Hast du auch mal Schreibblockaden? Und wie motivierst du dich dann, trotzdem gute Texte abzuliefern? Was ist dein Geheimrezept?

Unser Team besteht nicht aus Deutschlehrern oder Menschen, die sich durch Deutsch-Leistungskurse gequält haben. Wir sind aber allesamt „digital natives“, Menschen, die online leben, aufgrund ihres Alters auch online „groß geworden“ sind und die das Netz für ihre Zwecke nutzen. Unsere Leser wissen, dass wir das Ganze – auch nach vielen Jahren noch – echt gerne machen und das wir hier nicht den Anspruch haben, eine professionelle Redaktion zu sein. Dafür haben wir Spaß, sind ein Team, tauschen uns aus, treffen uns – sowohl online als auch im echten Leben – und machen das Ganze zusammen. Ich bin zwar der Chef, bei mir laufen alle Fäden zusammen und mit mir spricht man, möchte man etwas auf unseren Seiten sehen, aber ansonsten ist das hier eher so Rock’n’Roll, Online-Rock’n’Roll. Was ich damit sagen möchte ist, dass wir so gut wie keine Schreibblockaden kennen – weil wir die Themen ja vorher sichten und selber entscheiden können, was wir auf die Seite bringen. Wenige Regeln, viel Spaß und ein gewisser Erfolg. Fertig.

Du schreibst vorwiegend über Sneaker und bist auf dem Gebiet auch ein echter Fachmann. Wie würdest du die Sneakerszene zurzeit beschreiben? Was hat sich in den letzten Jahren verändert? Hat sich überhaupt etwas verändert?

Fachmann? Nein! Ich würde mich selber als „sehr interessierten Sneaker-Fan“ bezeichnen. Nicht aber als Fachmann. Dieser Begriff sollte nur mit den Namen einiger weniger Personen in einem Satz gesagt werden, die es auch wirklich verdient haben, so genannt zu werden. In Zeiten wo jemand mit 5 bis 10 regulären „Air Max 1“-Modellen und einem „Limited“ schon als Sammler auftritt, steht der Begriff wirklich nur denen zu, die wissen, wovon sie reden. Mit diesem letzten Satz habe ich die Szene ja eigentlich schon gut beschrieben. Jeder kann Sammler sein. Im Netz kann ja eigentlich jeder alles sein. 10 Paare, ein paar gute Fotos… und los geht’s! Facebook und Instagram machen es möglich. Früher musste man sich im echten Leben zeigen, sich beweisen – sei es beim Graffiti an der Wand, als BBoy auf dem Linoleum oder vor echtem Vinyl auf den Plattentellern. Wer heute das nötige Kleingeld hat oder bei Online-Releases schnell klickt, der ist sofort dabei … und besitzt plötzlich seltene Schuhe, von denen er vielleicht nur gelesen hat und für die sein Herz vielleicht gar nicht schlägt. Die werden dann fotografiert, auf Instagram lässt man sich für „seine Sammlung“ feiern, bietet diese dann auch direkt mal bei K’LEKT zum Verkauf an – um den Wert zu sondieren. Aber mit „Fachmann“ oder Liebe hat das nix zu tun. Wenn das Herz nicht schlägt, ist es auch keine Liebe. Wenn Quote z.B. seine Sammlung und das extra von Hand angefertigte Regal dazu zeigt – dann sehe ich einen Fachmann, jemanden, der weiß, wovon er spricht und was er die letzten Jahrzehnte so gemacht hat. Oder Karl Lashnikov a.k.a. Iceberg, dem IKEA und Sneaker Freaker jetzt dabei helfen, Herr über eine unglaubliche Sammlung zu werden. Sie sind nur ein Beispiel für die echten Fans, Fachmänner und Sammler da draußen. Auch gab es früher nur selten limitierte Sneaker. Heute wird das „Kollabo“- und „Limiteds“- Spiel ein wenig zu hart gespielt. Meiner Meinung nach. Fast an jedem Wochenende kann man 100+ Euro ausgeben, um limitierte – oder bald seltene – und dann auch teure – Schuhe in einem oder mehreren Sneaker-Stores – oder weltweit im Internet – zu bekommen. Oft mischen hier halt auch Menschen mit, die den Schuh sofort wieder zu Geld machen wollen, die für 50 bis 100 Euro Gewinn einem echten Fan die Möglichkeit nehmen, seine Sammlung ernsthaft zu erweitern. Ich bin gespannt, wohin das führt. Ein Wachstum ist da eigentlich nicht mehr möglich – denn sonst müssen die Sneaker-Stores bald 3 bis 5 Releases an einem Samstag abwickeln. Teilweise mit campenden oder zumindest wartenden Menschen vor den Türen – was ja auch ein gewisses Maß an Engagement und Arbeit erfordert. Niemand lässt seine Kunden kommentarlos tagelang vor der Türe hocken – das wisst ihr doch am besten.

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Welches sind in deinen Augen die Trends der nächsten Zeit?

Der ZX Flux hat uns alle beeindruckt und wir finden, dass man in Herzogenaurach gerade sehr viel richtig macht. Alle Marken, die dort beheimatet sind. Blogger Relations und der Kontakt zu Sammlern stehen und standen dort in den letzten Monaten ganz oben auf den To-do-Listen. Sehr spannend finde ich zudem die Rückkehr einiger OG-Modelle und die Ankündigung, dass Schuhe, die ich früher geliebt habe, z.B. der Air Trainer III, wieder häufiger in den Regalen der Stores stehen werden. Ich denke, dass 2014 noch einiges Gutes bringen wird – besonders an Inline-Modellen. Asics zeigt gerade ganz stark, dass man jemanden wie Ronnie Fieg mit dem eigenen Design-Team durchaus Konkurrenz machen kann … und ihn dann vielleicht auch immer weniger benötigt?

Wir kommen natürlich nicht drum herum: Was sind deine aktuellen Top-5-Sneaker?

Ihr werdet euch jetzt sicher wundern, aber ich drehe da gar nicht so ab. Ich liebe z.B. den Air Max 1 in diversen schlichten Colorways oder meine eigenen iD-Modelle. Aber auch der ZX Flux, u.a. im „Family & Friends“-Co- lorway, ist ein toller Schuh. Dann müssen in meine Top 5 definitiv der Air Trainer 1 „Chlorophyl“ und der – völlig missverstandene – AT1 „Infrared“. Auch den Air Trai- ner 3, z.B. in Grau/Rot und Schwarz, setze ich auf die Liste. Direkt neben den „Miami“ Gel-Lyte III von Ronnie Fieg und Asics. Der Gel-Lyte III ist einfach ein geiler Schuh, den ich hier in diversen Farben stehen habe, die ich alle gerne trage. Oder den Puma Suede bzw. States? Solebox hatte da drei geile Dinger im letzten Jahr! Aber auch sonst verbinde ich ’ne Menge mit dem Puma Suede und dem Adidas Superstar. Vergessen darf ich natürlich auch nicht den Reebok Pump. Besonders die jüngsten „Solebox“-Kollabos möchte ich hier erwähnen. New Balance hat auch immer wieder richtig gute Modelle und Colorways, die ich nicht stehen lassen kann. Auch Bombe ist das, was Puma und Sneaker Freaker da seit Jahren mit dem „Blaze of Glory“ machen. Siehst du? Es sind bei mir weniger die Kollabos oder Limiteds, sondern auch die Modelle und Colorways, die mir gefallen. Was eine gute Mischung ist, wie ich finde. Das Gute daran? Einige Schuhe habe ich direkt zwei Mal gekauft oder auch öfter. Für schlechte Zeiten, quasi. Das mit den Top 5 habe ich hiermit also gründlich vergeigt.

Welcher ist dein Holy Grail? Und wie lange suchst du ihn schon?

Ich finde den Patta x Nike Air Max 1 „Chlorophyl“ ganz geil. Oder eben den „Miami“ Gel-Lyte III von Ronnie Fieg. Der steht zwar auf meiner Top-X-Liste, besitzen tue ich ihn aber noch nicht. Ich stresse mich da auch nicht so. Wenn ich einen guten Schuh irgendwo entdecke und die Kohle es zulässt, kaufe ich ihn. Wenn nicht, dann nicht. Ich weiß Gutes zu schätzen und weiß auch, dass man hier und da mal einen Euro mehr investieren muss. Aber dieses Reseller-Ding mache ich nicht mit. Da warte ich dann lieber auf den nächsten Schuh, den ich gerne anziehen möchte … oder fahr mit meinen Kindern und meiner Frau für ein paar Tage weg. Das kann ähnlich zufriedenstellend sein.

Chris, vielen Dank, dass Du dir die Zeit genommen hast!

Ich danke euch und freue mich schon auf das Heft.

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