Kolumne Nordwort: Stan Smith 1965

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ADIDAS STAN SMITH. DIE TENNISLEGENDE VON 1965 IST ZURÜCK AUF DEM SPIELFELD

Nordwort-011965 ist nicht nur sehr lange her, es war auch sehr viel im Umbruch: Kosmonauten und Astronauten liefern sich ein Weltraumwettrennen um den ersten Mann im All. Der Vietnamkrieg erreicht seinen traurigen Höhepunkt. Designkoryphäe Le Corbusier stirbt. Lyriklegende T.S.Eliot stirbt. Bürgerrechtsikone Malcolm X wird ermordet. Simbabwe heißt noch Rhodesien. Muhammad Ali heißt noch Cassius Clay, mit einem Knock-out in der ersten Runde verteidigt er seinen Titel gegen Herausforderer Sonny Liston. Franz Beckenbauer kickt bei der WM-Qualifikation gegen Schweden erstmals in der deutschen Nationalmannschaft. Und das Fernsehen ist noch schwarz-weiß.

Das alles liegt fast 50 Jahre zurück, ein halbes Jahrhundert. Kulturell betrachtet zählen vor allem zwei Ereignisse aus dem Jahr 1965 nach wie vor zu den Meilensteinen der Zeitlosigkeit und Coolness. Hinter beiden Produkten steht ein Amerikaner namens Stan: Zum einen erhält Cool-Jazz-Saxophonist Stan Getz die Goldene Schallplatte für das grandiose Album „Getz / Gilberto“ mit „The girl from Ipanema“. Zum anderen Stan Smith, Tennislegende der späten Sechziger und legendären Siebziger.

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Um auf dem nordamerikanischen Markt erfolgreich Fuß zu fassen, setzt adidas sechs Jahre nach Einführung der ersten Version, 1971, als eine der ersten Sportmarken überhaupt auf die Zugkraft eines einzelnen Topathleten als Namenspaten und Markenbotschafter eines globalen Sportschuhoriginals.

Das Nubukledermodell besticht durch schnörkellose Schlichtheit: weißes Glattleder, weiße Sohle mit weißen Nähten plus weiße Senkel in weißen Ösen. Als Kontrast und Symbol für den exklusiven Tennisrasensport steht der grasgrüne Fersenpatch und die gepolsterte Zunge, bestickt mit dem stilisierten Konterfei und der Unterschrift von Stan Smith, der rückblickend noch immer zu den größten und bahnbrechendsten Tennisspielern aller Zeiten zählt. Unter anderem gewann er 36 Einzelturniere, darunter zweimal die US Open, 1970 und 1971, sowie Wimbledon 1972 und siebenmal den Davis Cup.

Stansmith-faceRevolutionär war auch der Umgang mit dem Dreistreif. Das adidas Markenzeichen wurde lediglich durch eine feine Perforation dezent visualisiert: drei Reihen mit 4, 5, 6 Löchern. Stilistisch brillant, im Netzduell atmungsrelevant und bis heute das unverkennbare Markenzeichen eines Klassikers, der seit den Achtzigern von allen Altersgruppen auf der ganze Welt und zu jedem Anlass getragen wird.

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Im Laufe der letzten Jahrzehnte gab es unzählige Sondereditionen, Kollaborationen, Modellvarianten und Geschmacksexpeditionen: ob Star Wars oder Def Jam, Kermit oder Kazuki, Jeremy Scott oder Hellboy. Doch wie so oft im Leben: Schön, wenn man vieles mal gesehen oder gemacht hat, aber eigentlich zählt doch immer nur das Original. Und genau das ist seit Januar 2014 erstmals wieder im gut sortierten Sneakerfachhandel erhältlich. Wham! Bam! Thank you, Stan!

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