Ask the Locals: Gülli und Jens im Interview

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Ohne die „Sonne“, hätte es das 43einhalb nie gegeben. Okay, das ist vielleicht etwas überspitzt, aber die „Sonne“ war der Ort, wo Mischa und Olli sich vor vielen Jahren kennenlernten. Olli stand damals bei einer der legendären Sonnenparties hinterm DJ-Pult und Mischa war begeistert von seinen ausgefallenen Turnschuhen. Wir alle haben unzählige Stunden bei Gülli und Jens verbracht. Ob es beim Kaffee in den Freistunden war, den ausgefallenen Weinproben, bei herrlichem Wetter auf der Außenterrasse oder einem „Rotzebecher“ zum Feierabend – die „Sonne“ hat uns seit ihrer Gründung 2001 immer ein zweites Wohnzimmer geboten. Heute haben wir die beiden Chefs und Vollblut-Gastronomen Gülli und Jens im Gespräch.


Hallo, ihr zwei, an Ostern 2015 habt Ihr 14-jähriges Jubiläum mit der „Sonne“ gefeiert. Wie ging das 2001 alles los?
Gülli: Jens kam damals von den Bermudas zurück und hat im „Grünen Baum“, im „Rädchen“ und in der „Pfandhausstube“ gearbeitet. Dann kam Jens-Ole auf ihn zu und hat gesagt: „Wir haben hier was vor. Hast du Bock?“ Und Jens hatte Bock. Am Anfang dachten die Leute noch, der Platz sei tot, aber so nach und nach haben sich hier Geschäfte angesiedelt, und die Leute haben gemerkt, wie schön dieser Platz ist. Und er ist ja auch schön.

14 Jahre sind in der Gastronomie eine verdammt lange Zeit – was macht für euch den langjährigen Erfolg der „Sonne“ aus? Worauf legt ihr wert?
Jens: Freundlichkeit.
Gülli: Dass jeder gleich behandelt wird.
Jens: Durchgehend gute Qualität beim Essen, beim Frühstück, abends bei den Weinproben, bei Caterings auf Hochzeiten oder Weihnachtsfeiern. Immer gleichbleibend gute Qualität. Ich glaube aber auch, das Entscheidende ist, dass hier jeder gleich behandelt wird. Jeder, der herkommt – ob dick oder dünn, schwarz oder weiß, asiatisch oder deutsch, arm oder reich, Rocker oder Millionär – wird bei uns gleich behandelt.
Gülli: Und dass wir beide immer da sind. Ich glaube, das gefällt den Leuten, wenn der Chef auch selbst mit anpackt.

Mit der „Sonne“ habt ihr eine echte Institution in Fulda geschaffen. Was macht die Barockstadt für euch aus?
Jens: Der Mensch vermisst immer nur das, was er nicht hat. Ich habe drei Jahre lang auf den Bermudas gelebt, aber: Daheim ist daheim. Wir haben unsere Familien hier. Da macht das Arbeiten gleich viel mehr Spaß.
Gülli: Irgendwann kommen sie alle wieder. Ich bin auch so ein Heimscheißer. Ich hab gerne meine Eltern in der Nähe.

Wie sieht die Zukunft für die „Sonne“ aus? Euer Pachtvertrag läuft bis 2018. Macht ihr euch schon Gedanken darüber was dann kommt? Gibt es schon Pläne?
Gülli: Ich sage mal so, ich plane erst mal den morgigen Tag. Bis 2018 sind es noch drei Jahre. Vielleicht falle ich ja nächstes Jahr tot um. Ich lasse das alles erst mal auf mich zukommen.
Jens: Dass ich immer in der Gastronomie arbeiten werde, ist klar, aber wie, weiß ich noch nicht. Aber
da wir sehr, sehr gut sind – das hört sich arrogant an, aber Messi weiß auch, dass er sehr gut Fußball spielt kümmern sich schon jetzt viele Leute mit Power darum und fragen immer nach und machen uns Angebote. Ich weiß nicht, ob da nicht irgendwann noch mal eine Idee kommt, bei der ich sage: Das wär was! Zum Beispiel etwas mit Wein. Mal schauen, was passiert, allerdings mache ich mir über solche Zeiträume keine Gedanken. Was aber so gut wie sicher ist, ist, dass wir dann erst mal drei Monate gar nichts machen. Und das haben wir uns nach 18 Jahren dann auch verdient.

Da habt ihr auch schön recht! Und nun die Frage aller Fragen, über die sich Fulda seit je den Kopf zerbricht: Wie macht ihr euer Rührei? Könnt ihr uns das Rezept dafür geben?
Gülli und Jens im Chor: Nein!!!

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Meine Hoffnung war auch sehr klein, aber irgendjemand musste ja mal fragen …
Jens: Ganz wichtig: Gute Eier. Bodenhaltung. Dann kommt ein bisschen Milch rein direkt vom Bauernhof. Hauptsache Qualität und dann Zutat XY …

Jens, du bist dafür bekannt, die Gäste immer
mit kleinen Diskussionen über Wein, Fußball oder über das aktuelle Weltgeschehen zu unterhalten. Wir haben mal ein paar Stichwörter für euch vorbereitet. Zum Beispiel „Wein“.
Jens: Was soll ich denn dazu sagen? Wenn ich davon jetzt anfange, das versteht doch kein Mensch.
Gülli: Und vor allem wird es auch viel zu lang.

Okay, gibt es denn einen Wein, der auf deiner Liste steht, den du unbedingt noch trinken möchtest?
Jens: Domaine de la Romanée-Conti 1990. Denn beim Wein geht sehr, sehr viel nach Jahrgängen. Was – und das könnt ihr auch gerne so drucken – die Menschen immer noch nicht gerafft haben: die beruhigendste Art und Weise, Geld sicher zu investieren, ist Wein.

Ist bei Turnschuhen ja fast genauso. Womit wir schon beim nächsten Stichwort wären: Sneaker. Jens, bei dir ist es ausschließlich adidas, das wissen wir. Und bei dir, Gülli?
Gülli: Nike, adidas, New Balance – ich lege mich da nicht so fest. Das muss einfach Liebe auf den ersten Blick sein.
Jens: Bei Turnschuhen habe ich keinen einzigen, der nicht von adidas ist. Und alle die ich in den letzten Jahren gekauft hab, sind von euch. Und es wird auch bald wieder Zeit. Ich pfeif auf dem letzten Loch.

Nächstes Stichwort wäre Fußball. Welches ist euer Lieblingsverein?
Gülli: Werder Bremen!
Jens: Nur weil ihr Freund Werder Bremen mag! Auf dem Mars und auf dem Mond – überall ein Hesse wohnt. So Kollegen, das ist eine ganz klare Ansage! Ich verstehe nicht, wie man Fuldaer sein kann und Werder-Bremen- oder Bayern-München-Fan sein kann. Also ich bin Eintracht-Fan durch und durch. Und na- türlich die Panini-Bilder! An alle Kinder in Fulda: Das 43einhalb, viele andere Erwachsene und ich sammeln Panini-Bilder. Wir haben viele doppelte. Ihr seid alle herzlich willkommen mit uns zu tauschen. Ich will mein Buch voll kriegen! Aber nur Europameisterschaft und Weltmeisterschaft. Nicht Champions League oder Bundesliga oder so was.

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Zum Stichwort Essen habt ihr ja vorhin schon ein bisschen was gesagt.
Jens: Das Gute ist, dass wir uns über die Jahre ja im- mer verändert haben. Du musst eben sehen, wo deine Stärken sind. Und beim Essen sind wir einfach gut, weil wir so Leute wie Gülli in der Küche haben. Und dann haben wir natürlich auch Glück, dass der beste Koch Fuldas bei uns kocht. Das merkt man schon am Essen.

Weil wir uns letztens erst drüber unterhalten haben, hätte ich noch das Stichwort Musik für euch.
Gülli: Darf ich kurz was sagen? Der geht mir manchmal richtig auf den Keks (zeigt auf Jens, der oft laut singend Gäste bedient). Diese Lautstärke, sein Geplärre und dann diese ganzen Geräusche in der Küche, dass ich überhaupt noch was höre, wundert mich.
Jens: Was soll ich sagen? Ich bin so wie ich bin. Ich liebe meine Arbeit und wenn ich dazu gute Musik habe – und als Chef kann ich das ja entscheiden –, dann geh ich halt auch mal ab.

Naja, das unterhält ja auch die Gäste.
Gülli: Ja, aber ich sehe ihn auch sieben Tage die Woche …

Hört ihr auch privat hauptsächlich Reggae?
Jens: Bis vor 15 Jahren hatte ich mit Reggae nichts zu tun. Ursprünglich stehe ich eigentlich auf Bob Dylan, Neil Young, Eagles, Johnny Cash, Jackson Browne. Außer neumodischem Mist höre ich alles ganz gerne.
Gülli: Ich auch. Das ist bei mir bunt gemischt, aber Radio geht gar nicht.

Das war’s auch schon! Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt.
Gülli: Sehr gerne!
Jens: Ja, klar.

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